Nun Schluss mit Zeitung und Tischkante, stattdessen purer „Kunst“-genuss!

 

Intensive Beschäftigung mit unseren vierbeinigen Freunden stärkt die Bindung zwischen Hund und Hundeführer. Dabei ist die Art der Beschäftigung eher sekundär. Hauptsache ist, ihr Hund weiß, in dieser Zeit gehört ihre gesamte Aufmerksamkeit nur ihm. Daher könnten sie die Kurspause im Sommer z.B. dazu nützen, ihrem Hund ein paar Kunststücke beizubringen.

 

Aber bitte Vorsicht: Überfordern sie ihren Hund nicht. Üben sie ein Kunststück nach dem anderen ein, sonst verwirren sie ihren Hund. Fallweise ein Kunststück ist der Gesundheit durchaus förderlich, aber zu viel davon kann zu auch zu gesundheitlichen Problemen führen. Daher berücksichtigen sie bitte auf jeden Fall die körperliche Konstitution ihres Hundes, d.h. ein Hund mit Rücken- oder Hüftproblemen sollte nicht zu Übungen gezwungen werden, die ihm unangenehm sind, oder ihm sogar Schmerzen verursachen.

So, nun geht’s los: 

                                                                                                                

Pfote geben:

Für diesen Trick nützen sie einfach die klassische „Bettelgeste“ des Welpen aus, den so genannten Milchtritt. Halten sie einfach ein Leckerli in der geschlossenen Hand und machen sie ihren Hund, der vor ihnen sitzt, durch die waagrecht ausgestreckte Hand (Handrücken nach unten) darauf aufmerksam, dass hier etwas zu holen ist. Die meisten Hunde werden innerhalb kürzester Zeit von selbst auf die Idee kommen, ihnen „bettelnd“ die Pfote zu reichen. Bietet der Hund es nicht automatisch an, wird als kleine Hilfestellung seine Pfote angehoben (Kommando z.B. „Pfötchen“) und jede Tendenz in die richtige Richtung sofort mit Lob, Leckerli und/oder Spiel bestätigt. 

 

Give me five: 

Ziel: Der Hund klatscht mit seiner hoch erhobenen Pfote auf ihre senkrecht angehobene Handfläche. Anstatt die Hand mit dem Leckerli waagrecht auszustrecken – wie beim Pfote geben – wird die Hand mit dem Leckerli nun senkrecht vor den Hund gehalten und dazu das Kommando „five“ gegeben. 

 

Winken: Eine Weiterentwicklung von give me five ist das Winken. Lassen sie ihren Hund einige Male „five“ machen und bleiben sie mit ihrer Hand dann sukzessive etwas weiter weg, sodass der Hund sie nicht mehr erreichen kann. Jedes Heben der Pfote wird klarerweise sofort gelobt und bestätigt. Kommando z.B. „winke“. 

 

Spanischer Schritt: 

Der spanische Schritt ist sicherlich die „Königsdisziplin“ im Pfote heben. Ziel: Der Hund hebt beim Vorwärtsgehen abwechselnd je ein Vorderbein vorwärts ausgestreckt übertrieben hoch. Im Grunde ergibt sich diese Übung aus dem abwechselnden links und rechts Winken, das man zunächst im Stehen übt. Am einfachsten führt man für jede Pfote ein anderes Kommando ein, z.B. „Tip und Tap“ oder „links und rechts“.

 

Wenn das funktioniert, beginnt man sich rückwärts langsam vom Hund wegzubewegen und ihn mitzulocken. Zunächst immer nur 2-4 Schritte und am besten jeden Schritt mit einem Leckerli bestätigen, d.h. man hält in jeder Hand mehrere Leckerlis und gibt pro Schritt immer nur ein Leckerli auf der Seite frei, wo der Hund die Pfote heben soll. Später können sie als Sichtzeichen für den Hund auch selbst ihr Bein heben und nebeneinander gemeinsam im spanischen Schritt spazieren

 

Drehung um die eigene Achse: 

Locken sie den Hund mit Leckerli oder Spielzeug, sich zunächst im kleinen Kreis zu drehen, bis er sich wirklich um die eigene Achse dreht. Zum Abbau der Hilfe hält man dann das Leckerli nicht mehr offen vor die Hundenase, sondern mit der geschlossenen Hand, wo nur noch der ausgestreckte Zeigefinger den Hund führt. Später versucht man manchmal das Leckerli ganz wegzulassen. 

 

Männchen machen: 

Diese Übung ist vor allem für kleinere Hunde relativ leicht, während große Hunde sich hier oft reichlich plagen. Bei Hunden, die diese Geste von sich aus anbieten, kann man das Männchen machen einfach über das so genannte „freie Formen“ unter die Kontrolle eines Kommandos bringen. Das heißt, immer, wenn der Hund sich von selbst aufrecht auf seine Hinterbeine setzt, gibt man das Kommando „Männchen“ dazu und bestätigt den Hund dafür mit Lob, Leckerli oder einem Spiel.

 

Als Sichtzeichen könnte man hier z.B. einführen, dass auch der Hundeführer beide Arme hochhebt. Hunde, die nicht von selbst Männchen machen, lockt man aus dem Sitz mit Leckerli nach oben. Hunden, denen es schwer fällt, die Balance zu halten, kann man auf 2 Arten helfen: 1. Man gibt ihnen ein bisschen Stabilität mit der Leine oder 2. man übt das Männchen machen in einer Ecke, wo der Hund sich bequem anlehnen kann. Auch hier versucht man wieder die Hilfen abzubauen: Wenn der Hund sicherer wird, die Leine immer lockerer halten oder immer weiter von der Wand wegrutschen. 

 

Gehen auf den Hinterbeinen: 

Auch hier haben die „Kleinen“ die Nase eindeutig vorne (Bettelgeste) und auch hier wird der Hund mit Leckerli in eine aufrechte Position gelockt, allerdings während sich der Hundeführer, also auch das Leckerli, vom Hund langsam wegbewegt

 

Toter Hund: 

Perfekt ausgeführt bedeutet das, dass der Hund sich aus dem Laufen fallen lässt und sich wie tot flach auf den Boden legt. Begonnen wird diese Übung am besten mit einem müden Hund. Legen sie den Hund ab und verführen sie ihn mit einem Leckerli, sich „fallen“ zu lassen. Sobald der Hund anbietet, sich auf die Seite zu legen, geben sie das Kommando „tot“ oder „Peng“ dazu. Wenn der Hund das Kommando mit dem sich flach auf den Boden legen verbindet, versuchen sie das Ganze mal aus dem Sitz oder Steh heraus und später aus dem Gehen oder Laufen.

 

Überzeugend wirkt dieses Kunststück dann, wenn sie – scheinbar – versuchen, denn Hund wieder zu mobilisieren und dieser cool liegen bleibt. Auch hier müssen sie langsam beginnen: Zunächst bewegen sie sich im Sichtfeld des liegenden Hundes (damit er nicht verleitet wird, den Kopf zu heben) und sprechen dann dazu für den Hund bedeutungslose Sätze wie: „Kannst du nicht mehr aufstehen? oder „Bist du tot?“ oder „Versuchs doch mal, armer Hund!“. Wenn sie dann noch eine Hundepfote anheben können und der Hund so entspannt ist, dass die Pfote wieder von selbst in ihre ursprüngliche Position zurückfällt, haben sie selbst den letzten Zweifler überzeugt. Natürlich bleibt der Hund später auch dann so liegen, wenn sie weiter weg gehen und er sie nicht mehr direkt sehen kann. 

 

Schäm dich: 

Ziel: Der Hund hält die Pfote vor dem Auge über die Nase. Dazu verwenden sie am besten Post-it (die kleben nicht so fest!) oder Klebeband, das sie zunächst mehrmals auf einen faserigen Stoff kleben, damit es dem Hund keine Schmerzen verursacht! Das Post-it oder Klebeband wird dem Hund seitlich und nur ganz locker auf die Nase geklebt (nie auf den Nasenspiegel!!!). Sobald der Hund versucht, das unangenehme Ding mit der Pfote abzustreifen, sagen sie schnell „schäm dich“, loben ihn sofort und belohnen ihn mit wildem Spielen oder Leckerli!!! 

 

Rolle: 

Die Rolle wird aus dem Platz begonnen. Wichtig ist, dass sie den Hund zunächst einmal dazu bringen im Liegen den Kopf nach hinten zu drehen und in Richtung Schwanz zu sehen. Dazu halten sie dem Hund wie immer ein Leckerli vor die Nase, bewegen ihre Hand Richtung Hundeschulter und bestätigen den Hund sofort, wenn er mitschaut. Sobald der Hund das gut kann, ziehen sie einfach ihre Hand mit dem Leckerli langsam über den Rücken des Hundes, der – im Idealfall – sein Leckerli nicht aus den Augen lässt und sich folglich über den Rücken mitdrehen wird. Dazu geben sie z.B. das Kommando „Rolle“ oder als Sichtzeichen machen sie eine kreisende Bewegung mit dem Finger.

 

Falls ihr Hund versucht aufzustehen, statt sich über den Rücken zu drehen, können sie leicht jene Pfote festhalten, die länger am Boden liegt, d.h. bei einer Rolle im Uhrzeigersinn halten sie leicht die linke Hundepfote fest. Will der Hund sich nicht freiwillig über den Rücken drehen, helfen sie ihm, indem sie jene Pfote an schubsen, die sich zuerst vom Boden heben muss, d.h. bei einer Rolle im Uhrzeigersinn heben sie die rechte Hundepfote an, um dem Hund Schwung für die Rolle zu geben. 

 

Diener: 

Auch eine Verbeugung können sie ihrem höflichen Hund beibringen. Am einfachsten ist es, dem Hund die Leine oder einen Gürtel möglichst weit hinten (direkt vor dem Knie) unter dem Bauch durchzuziehen und damit den Hundepopo einfach locker in der normalen Höhe zu fixieren. Dann halten sie ihrem Hund mit der anderen Hand ein Leckerli vor die Nase und ziehen dieses Leckerli langsam abwärts weg vom Hund. Da der Hund versucht, das Leckerli zu erreichen, sie aber seinen Popo oben halten und der Hund auch nicht vorwärts gehen kann, wird er mit seinen Vorderpfoten nach vorne abwärts robben und fertig ist der Diener. Kommando z.B. „Diener“ oder „Verbeugung“, als Sichtzeichen verbeugen sie sich später gemeinsam mit dem Hund. 

 

Das eigentlich beeindruckende an allen Tricks ist, dass man sukzessive die Hilfestellungen durch den Hundeführer abbaut und die Tricks tatsächlich unter ein Wortkommando oder Sichtzeichen stellt. Im Prinzip funktioniert das wie in der Unterordnung, wo wir auch am Beginn viele Hilfen und Bestechungen brauchen, bis unsere Hund endlich mal auf Kommando Sitz oder Platz machen bzw. schön bei Fuß gehen, bis es irgendwann tatsächlich verlässlich nur noch mit dem Wortkommando funktioniert. Also dann, viel Spaß beim Tricks lernen und die Unterordnung nicht ganz vergessen!

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