Jeder Hund ist anders und braucht in anderen Bereichen Führung und Einschränkung, je nach Rasse und individuellen Eigenschaften. Entscheidend ist: Es sollte in den Bereichen Regeln geben, die für diesen individuellen Hund von Signalwirkung sind. Denken Sie daran: Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern auch viele Graustufen dazwischen.
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Als Rudelführer schaffen Sie Tabuzonen, setzen klare Grenzen und Verbote, jedoch auf eine freundliche Art, also aufmunternd statt strafend, eher mit Leckerli als drohend. Die Tabuisierung bestimmter Bereiche wie z.B. Küche, oder während der Zubereitung und/oder Einnahme der Mahlzeiten, unterstreicht Ihren höheren Sozialstatus. Der Ranghöchste darf dagegen alles. Er hat Zugang zu allem, wann immer er will.
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Sie bestimmen als Rudelführer über die besten Ruheplätze. Besonders relevant sind erhöhte oder strategisch wichtige "Feldherrenhügel", die Kontrollblicke über das Revier oder den Rest des Rudels gestatten wie z.B. Balkon, Terrasse, Hauseingang, oberster Treppenabsatz, Sessel und/oder Bett. Für Sie, den Anführer ist nichts tabu. Setzen Sie sich ab und zu auch auf die Decke und den Lieblingsplatz des Hundes. Er muss den Platz auf Wunsch unverzüglich ohne Protest räumen. Und statt auf dem Sofa in der Führungsetage mit ihm zu schmusen, begeben Sie sich auf seine Ebene herab, schmusen auf seiner Decke mit ihm. Gestatten Sie dem Hund keine eigenen Hunde-möbel und keine schwer erreichbaren und gut zu verteidigenden Trutzburgen. Ein Platz am Rande des Geschehens genügt.
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Der Rudelführer, also Sie bestimmen, ob und wann Ihr Hund Futter bekommt oder auch nicht. Fütterung evtl. erst nachdem die Familie ihre Mahlzeit beendet hat, nach Ausführung eines Befehls und anschließender ausdrücklicher "Genehmigung" z.B. 'Nimm'. Fordert der Hund pünktlich sein Futter und wird so langsam lästig, bis er es bekommt, sollte man die Routine ändern. Den Hund nie mit Dingen füttern, die man gerade selbst isst. Betteln missachten, da gibt es keine Ausnahme, auch wenn der Hund noch so hungrig guckt.
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Rudelführer lassen den Hund sein Futter verdienen. Nichts ist umsonst! Also weniger Futter aus der Futterschüssel geben, dafür mehr aus der Hand über den Tag verteilt nach guter Kooperation mit den Zweibeinern. Das fördert die Bindung. Leckerli zwischendurch gibt es nur als Belohnung für gehorsames Verhalten.
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Sie der Rudelführer leiten die Mehrzahl der Initiativen ein, ohne die Initiativen des Hundes zu unterdrücken und ihn ständig zu gängeln. Agieren heißt Führung, Status demonstrieren und auch behaupten.
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Sie der Rudelführer bestimmen über Zeit und Tempo des Auslaufs, lassen den Hund in einem begrenzten Umkreis aber auch Bewegungsfreiheiten. Ziehen an der Leine durch Stehenbleiben ignorieren. Der Gernegroß muss auf den Hundeführer achten, nicht umgekehrt. Wird der Hund von der Leine gelassen, erst ein "Sitz" verlangen, bevor man ihm die Erlaubnis zum "losdüsen" gibt.
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Sie der Rudelführer vermitteln bei der Begegnung mit fremden Hunden die Sicherheit, und tolerieren keine Aggressionen. Die Entscheidung wann, wo und mit wem gekämpft wird fällen ausschließlich Sie, der Rudelführer. Gerade ängstliche Hunde müssen lernen, dass es nicht ihre Aufgabe ist, sich um einen fremden Hund zu kümmern: Wenn der Chef nicht agiert, wird der fremde Hund in Ordnung sein und somit keinerlei Anlass dazu bestehen, was auch immer zu verteidigen. Die Entscheidungsgewalt liegt beim Ranghöheren also bei Ihnen.
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Sie der Rudelführer stellen sich der "Gefahr", übernehmen die Verantwortung, wenn der Hund vor etwas Unbekanntem erschrickt. Er geht dort hin und animiert den Hund vorsichtig, mit ihm gemeinsam das "unheimliche" Ding zu untersuchen. Geben Sie Ihrem Hund niemals das Gefühl, dass Sie nicht weiter wissen.
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Sie führen als Rudelführer den Hund, leitet ihn an, zeigen ihm Fertigkeiten, Erziehung, Ausbildung, Sport, Tricks; auch während des Auslaufs. Sie der Rudelführer ist für den Hund interessant und kompetent. Der Hund erkennt: Jemand, der einem so viel beibringen kann, den muss man ganz besonders verehren - das ist ein ganz großer Rudelführer! Es lohnt sich, ihm nachzueifern.
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Sie der Rudelführer gehen zur Eingangstür, wenn es klingelt und entscheiden, ob der Besuch erwünscht ist oder nicht, während sein Helfer ins zweite Glied zurücktritt, etwas abseits liegt und ruhig die Entscheidung abwartet. Wichtig gerade bei Rassen, die Fremden gegenüber misstrauisch sind!
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Der Rudelführer lässt sich bei der Rückkehr zum Familienrudel hoheitsvoll durch Schnauze-stupsen begrüßen, ignorieren erst einmal allzu aufdringliche "Liebesbeweise" und bestimmen selbst den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme. Morgens sollte der Hund mit Beschwichtigungsgesten seinen Halter begrüßen und nicht umgekehrt. Die Fähigkeit Konflikte mit Beschwichtigungssignalen abzubauen ist genetisch festgelegt und wird nicht erlernt. Alle Hunderassen sind befähigt diese anzuwenden und zu verstehen (z.B. durch Gähnen, über die Nase lecken, Pfote heben, Augen zusammenkneifen, oder sich hinsetzen oder hinlegen) Der Ranghöhere lässt sich begrüßen. Untergeordnete Neuankömmlinge oder zeitweilig Abwesende müssen sich dagegen wieder NEU in das Rudel einordnen. |
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Sie der Rudelführer beginnen und/oder beenden soziale Interaktion, bestimmen Zeit, Ort und Art von direktem Körperkontakt und Spiel. Der Rudelführer lädt andere z.B. zum Schmusen ein, gestattet einem Unterlegenen aber nicht, sich von sich aus zu nähern. Seien Sie nicht jederzeit frei für Ihren Hund verfügbar. Machen Sie sich rar.
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Sie der Rudelführer dürfen den
Hund anfassen, bürsten und belästigen wann und wo Sie wollen. Dabei streichelt man auch über Kopf, Nacken und Schultern, auch wenn der Hund das "nicht mag". Drehen
Sie ihn beim Bürsten auch sanft auf den Rücken und bearbeiten Sie vorsichtig auch unbeliebte Stellen. Zähne, Augen, Ohren, Pfoten und Hinterteil sollten regelmäßig "untersucht" werden. Der Hund
darf sich bei diesen "Wartungsarbeiten" nicht entziehen oder wehren. Wer die Führung hat, kann anderen Rudelmitgliedern jederzeit körperlich "auf die Pelle rücken".
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Sie der Rudelführer bestimmen über das Lieblingsspielzeug des Hundes sowie Anfang und Ende des Spiels. Besitz ist ein Symbol für Macht. Das Spiel mit einem klaren Wort, z.B. "Schluss" beenden - und sich auch daran halten. Genug ist genug.
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Sie der Rudelführer gehen als
Erster durch Türen und enge Durchgänge (das hat auch einen Sicherheitsaspekt!). Den Hund evtl. vor dem Passieren absitzen lassen. |
dazu noch ein Tipp: Fordern Sie vom Hund ab und zu ein "Platz", bei dem er sich auch auf die Seite oder den Rücken dreht. Dabei darf der Hund allerdings nicht vorzeitig aufstehen und wird notfalls sanft aber bestimmt heruntergedrückt. Dann kann man ihm zärtlich (nicht nur) seinen Bauch kraulen, bis er sich völlig entspannt und vor Wonne die Augen schließt. So schön kann vertrauensvolle "Unterwerfung" sein!
Erste Alarmzeichen einer sich anbahnenden Rangordnungsdebatte
Die folgende Aufstellung sollte man nicht zu dogmatisch sehen. Diese Verhaltensweisen können Anzeichen für Dominanz sein, müssen aber nicht! Wie diese Anzeichen beim einzelnen Hund zu bewerten sind, muss jeder Hundebesitzer selbst entscheiden.
Rangordnung Dominanz
Das Vorrecht, die Initiative zu ergreifen - (Be-)Achtung forderndes, aufdringliches Verhalten
Der Hund steht generell im Zentrum der Aufmerksamkeit, er ist derjenige, der entscheidet, wo's langgeht
er fordert von seinem "Portier" sofortiges Hinauslassen, indem er an Türen bellt oder kratzt;
er fordert Futter pünktlich auf die Minute oder außerhalb der Fütterungszeiten und nervt so lange, bis er es bekommt;
er kommt zu ihm genehmen Zeiten mit Spielzeug und ist seinem "Alleinunterhalter" so lange lästig, bis er mit ihm spielt;
er drängt anderen seine Art des Spiels auf, bestimmt Typ und Dauer des Spiels;
er zeigt aufmerksamkeitsheischendes Verhalten, wenn der Besitzer telefoniert oder sich mit Besuch unterhält
er nimmt Besucher lautstark in Empfang, "prüft" sie, ist kaum zu beruhigen, springt den Gast an und verlangt Zuwendung;
er fordert durch Schnauzen Stubser, Pföteln oder Winseln zum Streicheln auf und geht, wenn er genug hat;
er legt sich auf den Rücken, um Streicheln zu fordern, spannt sich an und knurrt, um den Kontakt zu beenden.
Respektloses Verhalten - direkte provokationen herausfordernde Demonstration der Dominanz
Der Hund drängelt, lehnt sich an seinen Menschen an, drängt ihn nach und nach zur Seite bis er seinen Platz einnehmen kann;
er legt im Fall eines Konflikts Kopf oder Pfoten auf Rücken, Schulter, Knie oder Brustkorb des Menschen;
er springt an Menschen hoch und stellt durch Auflegen der Pfoten seinen Rang klar (kein Beschwich-tigungsverhalten mehr);
er versucht, auf Menschen aufzureiten (Gegenmittel: im Schulterbereich herunterdrücken und in anderes Zimmer schicken);
er ist beim Spiel grob und hemmungslos, zeigt mangelnden Respekt durch Anstarren, Drüberstehen oder Aufreiten;
er ignoriert seine Menschen beim morgendlichen Aufstehen oder wenn diese nach Hause kommen, lässt sich begrüßen.
Die Kontrolle sozialer Verbindungen, "Eifersucht"
Der Hund versucht die sozialen Kontakte anderer Gruppenmitglieder zu unter-brechen oder zu verhindern;
er kontrolliert den Ausdruck von Sexualität in der Gruppe (Hund oder Mensch), versucht sie zu verhindern;der Rüde hält sich näher bei der Frau auf als der Ehemann, die Hündin hält sich näher beim Mann auf als die Ehefrau.
Die Kontrolle der sozialen Distanz und des Raumes, Bewegungseinschränkung, passive Dominanz
Der Hund hindert andere (Menschen oder Hunde) am Eintreten oder Verlassen der Gruppe oder des Zimmers;
er "hütet" auf Spaziergängen seine Menschen, obwohl er keiner Hütehund-Rasse angehört;
er liegt auf den Füßen des Menschen; so kann er "seinen" Menschen kontrollieren und trotzdem ruhig schlafen);
er liegt an strategisch wichtigen Plätzen: Hauseingang, Treppe, Balkon, Terrasse, überwacht die Bewegungen der anderen;
er liegt in engen Gängen, schränkt die Bewegungsfreiheit des Menschen durch Querstellen oder -liegen deutlich ein;
er drängelt sich an Türen, Toren, Fluren, Treppen und sonstigen Engpässen vor.
Die Kontrolle der sozialen Distanz und des Raumes, übertriebene Anhänglichkeit
Der Hund begleitet "seinen" Menschen auf Schritt und Tritt;
er heult und bellt, wenn der Besitzer sich entfernt
Das Deponieren sozialer Ausscheidungen, Protestverhalten, Trotz
Der Hund deponiert Kot an gut sichtbarer Stelle, wenn der Besitzer weggeht ohne den Hund um Erlaubnis zu fragen;
er ist unsauber/markiert am Bein des Menschen oder im Haus, wenn er unzu-frieden ist (z.B. Fress-, Liegeplatz: "Alles meins!").
Das Privileg, etwas zu besitzen - "Kronjuwelen" als Beweis der Macht und Ranghöhe
Der Hund meldet Besitzansprüche an: Futternapf, Küche, Abfalleimer, Spielzeug oder an Jacken mit Leckerlis;
er knurrt, verteidigt sein Spielzeug, Kauknochen oder ähnlichen "Besitz" um seinen hohen Rang zu demonstrieren;
er lässt Gegenstände nicht aus, reagiert zögerlich auf Kommandos wie "Aus" oder "Pfui";
er hortet und verteidigt "Trophäen", die er in der Wohnung "gefunden" hat und die der Mensch wiederhaben möchte;
er trägt seinen "Besitz" in stolzer Haltung demonstrativ vor den Augen seiner Besitzer herum (Schaulaufen);
er verteidigt seinen "Thron": seinen Platz neben Frauchen oder auf dessen Schoß/Arm, Liegedecke, Sessel, Bett, Auto;
er wird an der Leine zur Furie, bellt und tobt, um Konkurrenten von "seinem" Menschen fern zu halten.
Das Recht zum Ungehorsam
Der Hund ist unaufmerksam, gehorcht nur zögernd, erst nach mehrmaliger Aufforderung oder nur, wenn er bestochen wird;
er kommt nicht, wenn er gerufen wird, denn es ist nicht die Aufgabe eines Rangniederen, das Rudel zusammen zu halten.